Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte

Stationäre Geriatrische Rehabilitation

Geriatrische Rehabilitation baut auf den Grundprinzipien der Rehabilitationsmedizin auf Sie wendet die spezifischen geriatrischen Prozesse (insbesondere geriatrisches Assessment, koordinierte interprofessionelle Teamarbeit, Einbezug des sozialen Umfelds, Austrittsplanung) im Kontext der Rehabilitation an.

Anforderungen an die stationäre geriatrische Rehabilitation sind durch die Fachgesellschaft SFGG sowie durch SwissReha definiert worden (Link).

Eine Metaanalyse der durchgeführten randomisiert kontrollierten Studien ergab signifikante positive Effekte der geriatrischen Rehabilitation für die Endpunkte Alltagsfunktionalität, Vermeidung von Pflegeheimeinweisung und Mortalität (siehe https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20406866|Bachmann S, Finger C, Huss A, Egger M, Stuck AE, Clough-Gorr KM. Inpatient rehabilitation specifically designed for geriatric patients: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ. 2010;340:c1718).

Rehabilitationsdürftigkeit

Diese ist in vielen Fällen aus der Diagnose ersichtlich, häufig aber nur aus der Kombination verschiedener Erkrankungen und deren Auswirkung auf die Alltagsfunktionalität zu erschliessen. In der Regel liegt vor Beginn der Rehabilitation kein umfassendes Assessment vor, auf das sich die Indikationsstellung abstützen könnte. Spitalbedürftigkeit ergibt sich in diesem Kontext häufig aus der Kombination aus Rehabilitationsbedürftigkeit (Abgrenzung Übergangspflege) und Pflegebedürftigkeit bzw. stark reduzierter Mobilität (Abgrenzung ambulante Rehabilitation/Kur).

Rehabilitationsfähigkeit und Rehabilitationspotential

Es gibt keine einfache Möglichkeit, diese zu erfassen, auch erfahrene Fachpersonen kommen immer wieder zu Fehlurteilen. Gerade die Einschätzung kognitiver Fähigkeiten bereitet in der Akutmedizin grosse Schwierigkeiten. Zwar sind bessere kognitive Fähigkeiten und grössere Selbständigkeit bei Rehabilitationsbeginn positive Prädiktoren für ein gutes Rehabilitationsergebnis (siehe Seematter-Bagnoud L, Lecureux E, Rochat S, Monod S, Lenoble-Hoskovec C, Bula CJ. Predictors of functional recovery in patients admitted to geriatric postacute rehabilitation. Arch Phys Med Rehabil. [Observational Study]. 2013 Dec;94(12):2373-80). Umgekehrt zeigt aber mehr als die Hälfte der kognitiv stark eingeschränkten Patienten (MMS 0 – 18) dennoch einen positiven Rehabilitationsverlauf. Gemäss einer an deren Untersuchung profitieren gerade Patienten mit mittelschwerer kognitiver Einschränkung (MMS 12 – 23) von einer geriatrischen Rehabilitation nach Hüftfraktur (siehe Huusko TM, Karppi P, Avikainen V, Kautiainen H, Sulkava R. Randomised, clinically controlled trial of intensive geriatric rehabilitation in patients with hip fracture: subgroup analysis of patients with dementia. BMJ. 2000 Nov 04;321(7269):1107-11).

Ausschlusskriterien für den Beginn der stationären geriatrischen Rehabilitation

  • medizinisch instabile Situationen
  • nicht abgeschlossene Diagnostik oder unmittelbar bevorstehende Eingriffe/Operationen
  • akutes, insbesondere hyperaktives Delir (erfordert eine akutgeriatrische oder alterspsychiatrische Behandlung). Ein abklingendes Delir hingegen ist kein Ausschlusskriterium für eine geriatrische (im Unterschied zu organspezifischer) Rehabilitation.

Dauer zum Erreichen der Ziele

Da die Prognoseabschätzung zu Beginn oft schwierig ist, ist die primäre Erteilung einer zeitlich eng befristeten Kostengutsprache (z.B. 14 Tage) eine Möglichkeit. Dadurch ist es möglich, nach gut einer Woche Rehabilitationszeit den Zeitbedarf präziser abzuschätzen und die im konkreten Patientenkontext relevanten Nahziele darlegen zu können. Da andererseits viele Behandlungen innerhalb drei Wochen abgeschlossen werden können, ist bei primärer Erteilung einer dreiwöchigen Kostengutsprache der administrative Aufwand geringer. Ausserdem stehen dann bereits zwei wöchentliche Verlaufsassessments zur Verfügung, die eine verlässlichere Einschätzung erlauben.

Aus klinischer Sicht soll ein Verlängerungsgesuch stets eine Kombination qualitativer (Ziele, Kontext) und quantitativer (Assessmentskalen wie FIM oder EBI) Aspekte enthalten. Die alleinige Abstützung auf Scores ist nicht ausreichend, insbesondere im Bereich von Boden- oder Deckeneffekten der Skalen.

Unterbrechung der Rehabilitation bei Komplikationen

Gerade bei geriatrischen Patienten ist nicht selten mit Komplikationen wie interkurrenten Infekten oder Stürzen mit Verzögerung der Mobilisation zu rechnen. Geriatrische Rehabilitationsstationen sollten in der Lage sein, viele dieser Komplikationen zu behandeln. Als Faustregel für den Abbruch der Rehabilitation und Akutbehandlung haben sich zwei Fragen bewährt: Ist der Patient nach drei Tagen wieder in der Lage, am Rehabilitationsprogramm teilzunehmen? Wäre der Patient aufgrund des Auftretens dieser Komplikation zu Hause oder allenfalls in der Pflegeinstitution hospitalisiert worden?

Oktober 2017
Dr. med. Matthias Frank, Dr. med. Martin Conzelmann

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