Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte

Hilfsmittel zur Beurteilung der Arbeitsfähigkeit

  • Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit(EFL)
  • Die EFL-Testung nach Isernhagen( IG Ergonomie der SAR)(siehe auch Abschnitt Fremdanamnese/Zusatzuntersuchungen im Kapitel Gutachten) kann aussagekräftige Angaben über die physischen Fähigkeiten einer Person liefern und somit auch rechtsverwertbar sein (Beispiele: Urteile des Bundesgerichts 8C_606/2012 vom 3. Dezember 2012 E. 3.4, 8C_547/2008 vom 16. Januar 2009 E. 4.2.). Aus versicherungsmedizinischer Sicht sollten die Resultate einer EFL- Untersuchung immer durch eine ärztliche Untersuchung plausibilisiert und kommentiert werden, um Inkonsistenzen zu klären.
  • Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit(PACT). Der PACT-Test beruht auf einen standardisierten Fragebogen nach L.Matheson(SAR, 1996)dient zur Ergänzung einer EFL-Testung oder einer Arbeitsfähigkeitsprüfung.
  • Klassifikationssystem ICF /Mini-ICF

Unter der Leitung der WHO entstand eine internationale Klassifikation der Arbeitsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) (siehe auch Hinweis ICF in Abschnitt "Zumutbare Leistungsfähigkeit'' im Kapitel Gutachten) als Ergänzung der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10), deren Ziel es ist, die Funktionsstörungen und die Behinderungen in Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand zu beschreiben, im besonderen bei chronischen Leiden, unter Berücksichtigung des Zusammenhangs mit Umgebungs- und persönlichen Kontextfaktoren (s. G.Riemer-Kafka; Versicherungsmedizinische Gutachten; Stämpfli Verlag 2012, S.125, Abbildung 1 ).

Die ICF beruht konkret auf einer dynamischen Beurteilung der folgenden vier Komponenten:

  • Krankheit: intrinsische Manifestation (z. B. degenerative, immunologische Störungen).
  • Schwäche: exteriorisierte Manifestation (z. B. Gewebedegeneration, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit).
  • Unvermögen: objektive Auswirkungen (z. B. eingeschränkte Fähigkeit, die zur Verrichtung der Aktivitäten des täglichen Lebens und/oder des Berufslebens erforderlichen Tätigkeiten auszuführen).
  • Benachteiligungen: soziale Auswirkungen (z. B. Bezug ausschliesslich auf die eigene Person, sozialer Rückzug, Rückzug aus der Berufswelt).

Hinzu kommt die Berücksichtigung der Begleitumstände, die bei dem Versuch, die Probleme und Hindernisse auszumachen, mit denen sich der Patient konfrontiert sieht, allesamt eine Rolle spielen.

Folglich ist es Aufgabe des Arztes, die Art der Krankheit und die daraus resultierenden Schwächen objektiv zu bestimmen. Sofern er den Patienten und dessen berufliches und privates Umfeld gut kennt, wird er auch in der Lage sein, zu den Unzulänglichkeiten und Benachteiligungen Stellung zu nehmen. Dennoch reicht sein Blickfeld manchmal nicht aus, um sich ein wirklich gutes Bild von der Sachlage machen zu können, sodass es zur besseren Beurteilung der beiden letzteren Komponenten einer zusätzlichen sozio-professionellen Untersuchung bedarf.

Der Mini-ICF-APP (M.Linden et al; Huber Verlag 2009) stellt ein standardisiertes Kurzinstrument zur Fremdbeurteilung von Aktivitäts- und Partizipationsstörungen bei psychischen Erkrankungen in Anlehnung an den IFC dar. Sein Einsatzbereich umfasst primär Erwachsene mit psychischen Störungen aller Art und findet Verwendung in der Rehabilitation, Psychiatrie, Psychosomatik und Sozialmedizin. Daraus abgeleitet kann der Schweregrad der Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Dies kann wiederum als Grundlage zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Beruflichen Kontext dienen.

SIM-Zeugnisse

Zur vereinfachten, einheitliche Beurteilung der AUF hat die Swiss Insurance Medicine(SIM) zusammen mit dem Arbeitgeberverband ein vereinfachtes Formular entworfen (www.medforms.ch). Es handelt sich dabei um ein zweizeitiges Vorgehen:

  • Für die kurze AUF eine kleines Zeugnis mit Angaben zu Arbeitsunfähigkeit.
  • Für längerdauernde AUF (>6 Wochen) ein Formular das vom Arbeitgeber ausgefüllt wird (Jobprofil) - mit Plausibilisierung durch den Betroffenen - und auf der Rückseite die ausführliche Beurteilung der AF durch den Arzt.

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