Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte

SGV Manual

Demenz: Welche wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Autor: Prof. Dr. med. Julius Popp

August 2020/Update Januar 2023

Reviewer: Dr. med. Ursula Schafroth

Voraussetzung für eine Behandlung: Stadiengerechte Diagnostik und personalisierte Behandlung:

  • Modifizierbare Risikofaktoren und Ursachen kognitiver und assoziierter nicht-kognitiver Störungen identifizieren und konsequent behandeln
  • Stadiengerechte Behandlung: folgende klinische Stadien werden unterschieden: leichte kognitiven Störung (MCI = mild cognitive impairment), leichte, mittelschwere und schwere Demenz. Bei MCI und leichter Demenz stehen (sekundäre) Prävention und die Behandlung der Kognitionsstörung im Vordergrund. Bei mittelschweren und schweren Demenzen nimmt das Management der behavioralen und psychologischen Symptomen (BPSD: Depression, Apathie, Agitation, Wahn, Schlafstörungen, usw.) und der funktionalen und sozialen Beeinträchtigung an Bedeutung zu.

Welche Behandlungen der Kognitionsstörung gibt es?

  • Individuell angepasste multimodale nicht-medikamentöse (ergotherapeutische, physiotherapeutische, aktivierende, strukturierende, sozialtherapeutische, sozialdienstliche) Ansätze. Diese sind in allen Krankheitsstadien relevant, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung.
  • Einbeziehen und Unterstützen der pflegenden Angehörigen
  • Ergotherapie: Assessment des Lebensumfelds, Hilfe bei der Entwicklung von Problemlösungsstrategien, Beratung und Training der Patienten und pflegenden Angehörigen; sollte grundsätzlich bei MCI, leichter Demenz angeboten werden: präventiv wirksam, verbessert signifikant Alltagskompetenzen und Lebensqualität. Ergotherapie kann im Einzelfall auch bei mittelschwerer Demenz indiziert sein, wenn davon auszugehen ist, dass dadurch die Selbständigkeit in den alltäglichen Lebensverrichtungen erhalten oder verbessert werden kann.

Welche Behandlungen der behaviorale und psychologische Symptome der Demenz gibt es?

  • nicht-medikamentöse Ansätze (siehe oben) vorrangig einsetzen
  • Antidementiva (Cholinestheraseinhibitoren und Memantine) reduzieren Verhaltensstörungen und sollten entsprechend obiger Indikation eingesetzt werden
  • bei ungenügender Wirksamkeit nicht-medikamentöser Massnahmen und ausgeprägten Symptomen kann in jedem klinischen Stadium der Einsatz von Antipsychotika, Antidepressiva oder Sedativa erforderlich sein. Bei Verhaltensstörungen im Rahmen von Demenzen sind die Antipsychotika Haloperidol und Risperidon zugelassen. Clozapin ist bei der Parkinson-assoziierten Psychose zugelassen.
  • Zudem können Aripiprazol und Quetiapin bei Agitation und Aggressivität „off label“ eingesetzt werden. Bei Demenz und Depression kann ein Behandlungsversuch mit Antidepressiva wie Citalopram, Escitalopram, Sertralin erwogen werden.
  • Die Behandlung sollte individuell angepasst, möglichst niedrig dosiert und zeitlich begrenzt erfolgen. Der Einsatz aller Antipsychotika und Antidepressiva ist regelmäßig, spätestens alle 6 Wochen zu überprüfen. Nach Abklingen der Symptome sollen Absetzversuche erwogen werden.

Literaturquellen:

  • Livingston G, et al.. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 2017 Dec 16;390(10113):2673-2734.
  • Savaskan E, et al.. Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der behavioralen und psychologischen Symptome der Demenz (BPSD). Praxis (Bern 1994). 2014 Jan 29;103(3):135-48
  • S3-Leitlinien Demenzen, DGPPN/DGN 2016

Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte

Fragen, Anregungen

Haben Sie Fragen, Bemerkungen oder Anregungen zur Gestaltung unserer Homepage?

Teilen Sie uns das doch bitte mit und kontaktieren Sie unsere Geschäftsstelle.

Geschäftsstelle

SGV
c/o MBC Markus Bonelli Consulting
Rudolf Diesel-Strasse 5
8404 Winterthur

Tel. 052 226 06 03
Fax 052 226 06 04

Email info@vertrauensaerzte.ch