Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte

Das ICF-Modell

Allgemeines

Zu Beginn der 1990er Jahre hat sich die Sichtweise der Erfassung von Gesundheit und Lebensqualität in der Medizin verändert. Eine Gesundheitsstörung wird heute nicht mehr nur auf Zell- und Organebene (Struktur) betrachtet, sondern auch auf dessen Auswirkungen auf die Aktivitäten (zum Beispiel im Berufsleben) und auf die Partizipation oder Teilhabe (zum Beispiel auf sozialer Ebene). Dies entspricht der International Classification of Functioning, Disability, and Health (ICF) (siehe Abbildung unten), einem international anerkannten Klassifikationssystems für Gesundheit-Störungen.

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Erläuterung: Das ICF-Modell – International Classification of Functioning, Disability and Health. Das ICF-Modell stellt die engen Wechselwirkungen zwischen einer Gesund­heit-Schädigung, der Aktivitäten und Partizipation dar unter der Berücksichtigung von Umweltfaktoren oder personenbezogenen Faktoren (vgl. Beispiele nachfolgende Tabelle).
FallMassnahmen zum ErreichenZiele auf Ebene der AktivitätZiele auf Ebene der PartizipationUmweltfaktoren die es zu berücksichtigen gilt
58-jährige alleinstehende Verkäuferin mit Kniegelenkarthrose beidseits und beginnender Macula-Degeneration. Wohnt im Hochparterre eines Miethauses, kein Lift.Hüft- und Knie Beweglichkeit verbessern, Muskulatur der Beine kräftigen, Ausdauer stärken, Gleichge­wicht schulenGehen auf ebe­ner Strecke mit oder ohne StockErreichen eines öffentlichen Ver­kehrsmittels, Besuch von Freunden und Verwandten ohne fremde Hilfe, Einkaufen, zum Arbeitsplatz gehenAlleinstehend, kein Lift, Sehbehinderung, Winter, Schnee
52-jähriger Coiffeur mit eigenem Geschäft. Beginnende Fin­ger-Polyarthrose.Ergotherapeutische Verbesserung von Hand- und Greiffunktion Verbesserung. Geeignete Hilfsmittel.Verschiedene Scheren oder Kämme benut­zenAusübung des Berufs als Coif­feurEigenes Ge­schäft, keine Vertretung mög­lich
80-jährige pensionierte Lehrerin, Hüftgelenk-Arthrose links. Wohnt mit Ehemann seit 52 Jahren (!) in gleicher Wohnung im 3ten Stock eines Miethauses ohne Lift.Beweglichkeit und Kraft der unteren Extremi­täten verbessern. Gehschule.Überwinden von TreppenstufenErreichen der Wohnung, Be­such bei Freun­denWohnung ohne Lift. Unterstützung durch Ehemann möglich. Handlauf im Treppenhaus.

Erläuterung: Beispiele formulierter Ziele bei Betroffenen mit Hüft-/Knie- oder Finger-Polyarth­rose mit unterschiedlichen beruflichen Ausgangslagen, Aufgaben oder sozialen Bedürfnisse.

Die Notwendigkeit, den Gesundheitszustand des Patienten vor und nach Thera­pie, d.h. den Unterschied und somit das Ergebnis der medizinischen Behandlung zu messen, ist eine zentrale Forderung des (KVG). Das ICF ermöglicht, an­hand definierter Ziele dieser Anforderung gerecht zu werden.

Das ICF-Modell aus Sicht des Vertrauensarztes

Die Definition der Rehabilitation der WHO ist aus vertrauensärztlicher Sicht we­nig hilfreich. Das ICF-Modell ermöglicht dagegen, alle Aspekte der Rehabilita­tion übergeordnet zu erfassen und die Wechselwirkung einer Gesundheitsschädigung auf den Alltag, das soziale Leben und die berufliche Aktivität einzugrenzen.

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