Reviewer: Dr. med. Thomas Zaugg, Dr. med. Christine Frautschi
Synonyme: Neurodermitis, endogenes Ekzem
Überempfindlichkeit gegenüber alltäglichen Einwirkungen. Atopos = „fehl am Platz“.
Für den Vertrauensarzt relevant: Abgrenzung der Diagnose bei Arzneimittelprüfung (Einhaltung der SL-Bedingungen zugelassener Medikamente wie Protopic, Elidel, Dupixent, neu Adtralza, Olumiant, Rinvoq).
Merkmale Atopischer Ekzeme:
- Polygenetische Veranlagung, beste Evidenz besteht für eine ursächliche Mutation im Filaggrin – Gen (bei allerdings nur 50% der Pat. mit atopischem Ekzem nachweisbar)
- Ca. 90% werden bis zum 5. Lebensjahr manifest, ca. 10% persistieren im Erwachsenenalter
- 2/3 der Patienten zeigen erhöhte IgE: extrinsische Form
- Diepgen – Score, 20 Parameter. Bis drei Punkte von Juckreiz beim Schwitzen, Unverträglichkeit von Wolle, Xerosis cutis, Dermographismus albus, Hertoghe - Zeichen. Bis 2 Punkte von Milchschorf anamnestisch, Perlèche/Cheilitis, Ichthyosis oder vermehrte/vertiefte Handlinien, Pityriasis alba. Total 7-10 Punkte: Atopie möglich, >10 Punkte: Atopie wahrscheinlich. Andere Ekzemursachen müssen ausgeschlossen sein.
Behandlung des atopischen Ekzems
Basisbehandlung: personalisierte konsequente Hautpflege, dauernd nötig. Falls es dennoch zu einem entzündlichen Schub kommt:
- Antientzündliche/antimikrobielle Lokaltherapie sowie antiseptische Waschungen. First line immer: Topische Kortikosteroide, in passender Dosierung und Galenik auch im Gesicht anwendbar. Ausserhalb des Gesichtes: in der Regel kurz und ausreichend dosiert potentes Kortikosteroid. Dazu Faustregel: Pro Prozent befallene und zu therapierende Haut muss pro Tag bei Einmalanwendung 0,2g angewendete werden. Nach 7 – 14 Tagen Intensivtherapie: mindestens 1 – 2x/Woche topische Steroidanwendung auf die abgeheilten Herde
- Second line Calcineurininhibitoren (Elidel, Protopic): Die Limitatio verlangt, dass die herkömmlichen Behandlungen nicht genügend wirksam sind oder Nebenwirkungen auftreten (Gesichtshaut: sehr steroidsensibel)
- Die Patienten müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie vor allem in akuten Phasen sogar > 1 Stunde pro Tag für ihre Hautpflege aufwenden müssen (gemäss individuellem Programm)
- Rezidivierendes mittelschweres atopisches Ekzem (klinische Einschätzung): Intensivieren der Basisbehandlung, allenfalls UV-Therapie, Evaluation einer Systemtherapie oder Einschluss in eine Studie.
- Schweres, chronisches atopisches Ekzem: Systemische Immunsuppression (Ciclosporin A, Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat Mofetil, PUVA, Alitretinoin, Dupilumab; oder Studieneinschluss)
Literaturquelle:
Therapeutische Umschau (2019), 76(2), 55 – 63, mit Referenzen