Das „biomedizinische“ Modell, welches die epidemiologischen und pathophysiologischen Kenntnisse der betreffenden Krankheit beinhaltet, ermöglicht es dem Arzt in den meisten Fällen, die AUF adäquat zu beurteilen.
Die Erfahrung zeigt, dass es Patienten gibt, deren AUF andauert, weil sich ihr Gesundheitszustand nicht wie erwartet bessert, obwohl dies mit den angewandten therapeutischen Massnahmen und anhand der klinischen Beurteilung der Fall sein sollte. In diesen Fällen sind schon frühzeitig entsprechende Anzeichen zu erkennen, jedoch nur, wenn der Arzt danach sucht und die Entschlüsselung der Beschwerden nach dem biopsychosozialen Modell vornimmt.
Das Tätigkeitsfeld des Arztes liegt hier in einer Fortsetzung der Balint-Interaktion die aufzeigt, dass funktionelle Beschwerden oder psychogene Überlastungen in den meisten Fällen auf Konflikte des Patienten mit seiner Umgebung zurückzuführen sind. Um dies herauszufinden ist es wichtig, dass der Arzt das Umfeld (Familie, Arbeitgeber) als wesentlichen Bestandteil des ganzen Systems berücksichtigt. Aus der wirtschaftssoziologischen Krise der letzten Jahre entstand eine bedeutende Zunahme affektiver und psychologischer Belastungen, die als Ursache für somatoforme osteoartikuläre Probleme sowie für Angstzustände und Depressionen anzusehen sind. Aus diesen Problemen entstehen Arbeitsunfähigkeiten, die oft lange andauern oder sogar definitiv sind. Die beschriebenen Beschwerden stimmen dann nicht mit den objektiven Feststellungen überein, was zu Missverständnissen und Streitigkeiten zwischen Versicherten und Versicherungen führen kann.
Ausgeprägter als in der Vergangenheit führen diese Störungen, die man als Reaktion auf Veränderungen in der Arbeitswelt und in den zwischenmenschlichen Beziehungen bezeichnen kann, häufiger zu Beschwerden mit Krankheitswert, die dann medizinischer oder psychiatrischer Hilfe bedürfen.
Bei nicht bekanntem Jobprofil und klar umschriebenen Einschränkungen kann es sinnvoll sein die Einschränkung im Zeugnis zu attestieren (zB kann aus medizinischer Sicht nicht auf Leitern und Gerüsten Arbeiten, keine Lasten über 15kg tragen, …)?]
Wenn also ein chronischer Verlauf einer Erkrankung eine länger dauernde Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat, ist es wichtig sich, daran zu erinnern, dass nicht nur rein medizinische Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Im Falle einer andauernden Arbeitsunfähigkeit, die "offensichtlich wenig überzeugend" wirkt, ist es angezeigt, nach Gründen zu suchen, die verschwiegen oder nicht erkannt werden:
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